Kali
Westgate-Falls
Einst war Kali die Ehefrau eines hochrangigen Kriegers ihres Stammes. Sie hatte den Zentauren aus Liebe geheiratet und hatte auch kein Problem damit, sich in die gegebenen Strukturen des Stammes einzufügen. Alles schien perfekt, bis ihr Schwiegervater zu alt wurde, um die Männer nach draußen zu begleiten. Frustriert darüber, gelangweilt von seiner ebenso alten Ehefrau und angetan von der jungen Zentaurin unter seinem Dach, begann der alte Mann, ihre Wehrlosigkeit auszunutzen.
Kalis Versuch, sich Hilfe zu holen, stieß bei ihrem Mann ebenso wie bei anderen Frauen auf taube Ohren, sodass sie in ihrer Verzweiflung beschloss, die Sache selbst in die Hand nehmen zu müssen. Heimlich begann sie, sich Grundlagen des Kampfes beizubringen, sodass es ihr irgendwann auch gelang, ihren Schwiegervater von sich zu stoßen und ihm die Hufe gegen die Brust zu schlagen. Dieser Befreiungsschlag geschah unter den Augen ihres Mannes, der gerade nach Hause kam und dem es gar nicht gefiel, dass sie ihre Rolle gesprengt hatte. Als sie sich dann auch noch weigerte, sich bei ihrem Peiniger zu entschuldigen, wurde sie kurzerhand verbannt - mit der Drohung, sie zu Tode zu trampeln, sollte sie auch nur wieder in die Nähe der Siedlung kommen.
Verletzt, verzweifelt und verängstigt fand sie den Weg in die Felswüste. Ohne auch nur zu wissen, wie sie allein überleben sollte, suchte sie sich einen, wie sie glaubte, sicheren Lagerplatz, wo sie erschöpft einschlief - und das so tief, dass sie nicht merkte, wie sich ein Mensch näherte. Erst als sich ein Seil um ihren Hals zog, wachte sie auf, stürzte beim Versuch, aufzuspringen jedoch sofort wieder, da ihre Arme und Beine bereits gefesselt waren.
Der Mensch zwang sie, mit sich zu kommen, sperrte sie in der Siedlung in einen Stall, aus dem er sie nur heraus ließ, wenn er auf ihr reiten wollte. Ansonsten bestrafte er sie für sein Leben gern, was es nicht unbedingt einfacher für sie machte, Vertrauen zu fassen. Einzig sein damals noch kleiner Sohn konnte sich ihr nähern, ohne dass Kali panisch wurde. Das Kind freundete sich schnell mit der Zentaurin an und galt selbst gerade als erwachsen, als sein Vater starb und er sie erbte.
Kali blieb seine Sklavin, kam aber sehr viel öfter aus dem Stall heraus. Sie wurde eingesetzt, um bei neuen Bauten auszuhelfen, als Reittier und vor allem für die Feldarbeit. Während dieser Aufgaben blühte sie langsam auf, bietet ihre Hilfe auch freiwillig an, wenn sie nach ihren Aufgaben noch Zeit und Kraft hat.
So diente sie mehrere Jahre, bis sie bei einem Ausritt ihres Herrn, der ein paar Tage andauern sollte, während einer Rast auf einen neugeborenen Zentauren neben seiner toten Mutter stieß. Das Kind war viel zu klein und zu schwach, dennoch versuchte Kali, ihn aufzupäppeln. Tatsächlich bekam sie auch die Erlaubnis, ihn zu behalten, solange sie ihre Aufgaben nicht vernachlässigen würde. So kam es, dass Kali zur Adoptivmutter des Fohlen wurde, dem sie den Namen Tovio gab, da der Winzling es war, der ihr neue Hoffnung gab.
Obwohl es anfangs so schlecht um ihn stand, wuchs der Junge zu einem kräftigen Shire heran, der seiner Adoptivmutter bald über den Kopf wuchs, aufgrund seines Geburtstraumas jedoch niemals sprechen würde. Er wurde zur Wache ausgebildet, beschützte seine Adoptivmutter und half bei ihren Aufgaben, wann immer die Zeit es ihm erlaubte, schlief aber definitiv nachts bei ihr im Stall.