Clover
Esturion
Clover wuchs in den Sümpfen Aristols auf, drei ihrer fünf Geschwister kamen schon in frühster Kindheit um, als sie sich in die Tiefen der Sümpfe locken ließen. Gerade weil dieses Risiko so hoch war, war familiärer Zusammenhalt geradezu ein Fremdwort für alle Beteiligten.
Nicht auf den Kopf gefallen und schon früh selbstständig, verließ Clover ihre Familie schon mit 15 Jahren und absolvierte ihre Ausbildung zur Mechanikerin. Inzwischen gibt es kaum eine Maschine, die sie nicht reparieren oder verbessern kann, zumal sie Aristol mit 18 Jahren verließ, um auch die Technik anderer Planeten zu studieren.
Sie war eine normale Mechanikerin, eine normale Frau, bis Rassismus und das Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, ihr Leben auf den Kopf stellten. Als bei ihrem Besuch auf Nokartú ein Junge umgebracht wurde, geriet sie unter Verdacht. Wenige Stunden vorher hatten Zeugen einen Streit zwischen ihr und der Mutter des Kindes mitverfolgt, zur Tatzeit hatte sie kein Alibi, gleichzeitig fanden sich aber reptiloide Spuren überall um den Tatort herum, während es so aussah, als wäre die Kehle des Jungen durchgebissen worden.
Dem Gericht reichten die Indizien, um Clover zu lebenslanger Zwangsarbeit zu verurteilen. Mit ihrem beruflichen Hintergrund landete sie in den Fabriken Il'duks, wo sie in Nachtschichten Reperaturen vornehmen musste, die Tage in Handschellen in der Arrestzelle verbrachte.
Das erste halbe Jahr versuchte sie noch, ihre Unschuld zu beteuern, war sie es doch tatsächlich nicht gewesen, die den Jungen umgebracht hatte. Während der Tat hatte sie am Fahrzeug eines Kunden gearbeitet, hatte noch Schmiere und Öl an den Händen,als sie verhaftet wurde - etwas, das auch am Tatort hätte auftauchen müssen, wäre sie es gewesen, so wurde es von der Verteidigung vorgebracht.
Irgendwann gab sie den Kampf jedoch auf und fügte sich ihrem Schicksal. Clover arbeitete konzentriert, beschwerte sich auch nicht darüber, dass die Fehler der Maschinen meistens darin lagen, dass Abflüsse und Abläufe verstopft waren und sie die stinkende Abfallmasse oft mit den bloßen Händen heraus fischen musste.
Solange jedenfalls, bis der entstehende Unterdruck in einer der Maschinen sie einsaugte und der diensthabende Wachmann beschloss, dass es zu gefährlich für alle Umstehenden war, einen Rettungsversuch zu unternehmen. Stattdessen beschloss er, dass es besser war, ein Leben zu geben, statt mehreren. Der Plan war also, sie stecken zu lassen. Würde die Maschine am Morgen eingeschaltet, würde sie unweigerlich vollends hineingezogen und zermatscht werden, womit sich das Problem erledigt hätte.
Zu Clovers Glück hatten die Totengräber, die von ihrer Unschuld überzeugt waren, aber genau in dieser Nacht einen Diplomaten geschickt, der sie als seine angebliche Ehefrau nach Hause holen sollte. Noah, der Gesandte, zwang den Wachmann, die Gefangene aus der Maschine zu befreien und nahm das dankbare, aber mental fertige Wesen mit nach Hause. Etwas, dem Clover noch nicht unbedingt vertrauen konnte. Zwar versprach Noah ihr die Freiheit, solange sie auf Aristol blieb und bei ihm wohnte, damit die Fassade aufrecht erhalten werden konnte, doch war sie alles andere als sicher, dass dieses Versprechen gehalten werden würde.